Die Info: Die Zauneidechsen der Ausgleichsfläche "Am Wingertsweg" in Klein-Winternheim
(5/2025) Man sieht sie fast nie und doch sind sie da, die „mindestens einhundert“ Zauneidechsen der Klein-Winternheimer Ausgleichfläche „Am Wingertsweg“. Auf der Fläche haben sie alles was sie sich wünschen: Hügel auf denen sie sich sonnen und verstecken können, Sandkuhlen in denen sie ihre Eier ablegen können und eine strukturreiche Wiese, auf der sie etwas zu fressen finden. Ein kleines Eidechsenparadies. Wie ist es dazu gekommen?
Zauneidechsen sind eigentlich selten und deshalb gesetzlich besonders geschützt. In Rheinhessen gibt es sie noch und es gab sie auch in einem Gebiet nahe an unserem Dorf, auf dem ab 2018 gebaut werden sollte. Nun dürfen Zauneidechsen zum Glück nicht einfach weggebaggert und vertrieben werden, dass schreiben die Naturschutzgesetze vor. Also bestellte die verantwortliche Ortsgemeinde kundige Biologen, die die Zauneidechsen aus dem neuen Baugebietes fangen sollten, um sie dann umzusiedeln.
Dafür wurden auf der bereits um 2008 renaturierten Ausgleichsfläche zahlreiche neue kleine Hügel angelegt, genauso, wie Zauneidechsen es gerne mögen, mit Holzscheiten auf denen sie sich sonnen können, mit Sand zur Eiablage, mit Ästen als Deckung, etc. Wie das genau abgelaufen ist, haben wir damals auf einer eigenen Seite auf dieser Homepage dokumentiert: Hier ist bei Interesse der Link, ein spannender Einblick in konkreten Naturschutz. (Noch auf unserer alten Homepage)
Im Jahr 2018 wurden in dem Baugebiet „An der Bordwiese“, um das es damals ging, insgesamt 17 der gefährdeten Zauneidechsen gefangen und auf die Ausgleichsfläche umgesiedelt. 2024 hat ein Biologe die Ausgleichsfläche besucht und festgestellt, dass man nach sechs Jahren von jetzt „mindestens einhundert Zauneidechsen“ auf der Fläche ausgehen kann, ein beachtlicher Erfolg. Es ist also ein „Hotspot für die besonders geschützte Zauneidechse“ in Klein-Winternheim entstanden, auf den wir stolz sein können!
Noch ein paar Infos zu den Zauneidechsen selbst. Über den Winter graben sich die Tiere ein und halten Winterschlaf. Ab April tauchen die ersten wieder auf, die Männchen zuerst, dann die Weibchen, um sich dann ab August bis September wieder in den Winterschlaf zurückzuziehen. Zauneidechsen können bis zu 24 cm groß werden, die Männchen sind eher markant grün, die Weibchen eher dezent erdfarben, aber die Färbung und Zeichnung ist je nach Individuum, Geschlecht, Altersstadium und Jahreszeit (besonders bei den Männchen) sehr variabel.
Zauneidechsen brauchen eine strukturreiche Umgebung, einen Wechsel aus offenen Flächen und Wiesensäumen oder Gebüschsäumen zum Jagen von Insekten und zum sich Verstecken. Die Bestände der Zauneidechse werden vor allem durch die Zerstörung von Kleinstrukturen in der Landschaft dezimiert, durch den Verlust von Randstreifen und Böschungen, durch die Fragmentierung der Landschaft durch Straßen- und Siedlungsbau, durch großflächige Landwirtschaft, etc.
Da die Zauneidechsen sogenannte „Kaltblütler“ sind, die ihre Körpertemperatur nicht selbst steuern können, ist ihre Körpertemperatur von der Umgebungstemperatur abhängig. Deshalb brauchen sie bei größerer Hitze Schatten und bei kühlerem Wetter Stellen an denen sie etwas Sonne tanken können (dafür sind z.B. die Holzscheite auf den Eidechsenhügeln).
Zauneidechsen haben viele natürliche Feinde, Greif- und Rabenvögel, Fasane, Igel, deshalb leben sie recht versteckt und suchen sich immer Deckung. Bei Bedrohung können Eidechsen einen Teil des Schwanzes an einer von mehreren „Sollbruchstellen“ abwerfen, damit der Feind von dem zuckenden abgetrennten Schwanzteil abgelenkt wird. Später bildet sich der Schwanz neu aus; allerdings bleibt er dann kürzer.
Das „Zauneidechsen-Paradies Am Wingertsweg“ für die nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützten Echsen, wird von der „Lokalen Agenda Klein-Winternheim“ und der Fachfirma Viriditas aus Weiler für die Ortsgemeinde betreut.