Tor zu Rheinhessen: naturnah und erlebbar gestalten | FAQ zur Aufforstung in der Gemarkung
Presseerklärung der Ortsgemeinde Klein-Winternheim vom 12.10.2023
>> Den FAQ-Teil zur Aufforstung in der Gemarkung (Frage und Antworten von Herrn Dr. Hanke) finden sind Sie am Ende dieses Beitrags
In der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Kultur und Sport sowie des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwoch, den 11.Oktober 2023 im Rathaus der Ortsgemeinde wurde das Konzept zur Neugestaltung am Wasserhaus von Forstdirektor a.D. Dr. Gerhard Hanke eingehend vorgestellt und erläutert.
„Wir wollen das Eingangsbild nach Klein-Winternheim naturnah und erlebbar gestalten und damit dem Anspruch als Tor zu Rheinhessen gerecht werden,“ stellt Ortsbürgermeisterin Ute Granold fest. Dem Vorschlag der Gemeinde stimmten alle anwesenden Ausschussmitglieder nach eingehender Beratung zu.
Hierzu ist es erforderlich, die ortsfremden Robinien zu entfernen und durch die einheimischen Ebereschen zu ersetzen. „Die Robinen sind nicht mehr gesund, die Rinde ist zum Teil abgeplatzt, Totäste wurden in der Vergangenheit mit großem Aufwand entfernt und eine Robinie wächst sogar in das Mauerwerk des Wasserhauses hinein,“ beurteilt der Fachmann die Situation am Wasserhaus.
Dabei gibt es Reihe von weiteren guten Gründen die Gehölzstruktur amWasserhaus entscheidend zu verbessern: Die Robinien sind bis auf die Blüten stark giftig, besonders Rinde und Früchte. Robinien als nicht heimische Baumarten (stammen aus Nordamerika) werden von der Europäischen Kommission als sehr „invasiv“ eingeschätzt und können einheimische Arten verdrängen und Ökosysteme verändern. Weiterhin gegen von den kranken Robinien Gefahren für die Nutzer des Rad- und Fußweges aus.
"Wir haben uns die Entscheidung für die Neugestaltung des Grundstücks am Wasserhaus nicht leicht gemacht,“ betont Ortsbürgermeisterin Ute Granold. Mit in alle Überlegungen und in die Entscheidungsfindung einbezogen wurden die Verbandsgemeinde Nieder-Olm und die Untere Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung Mainz-Bingen, um im Interesse des Naturschutzes eine zukunftsorientierte Lösung zu finden. Alle Beteiligten, so auch die Untere Naturschutzbehörde, stimmten einer Fällung der Robinien mit anschließender Ersatzpflanzung der Ebereschen zu.
Die Robinien werden nach eingehender Überlegung aus der Fläche entfernt und durch die einheimische und bereits vor Ort vorkommende Eberesche ersetzt. Ebereschen sind ausgesprochen naturfreundlich. Sie sind wichtige Futterpflanze für Säugetiere, viele Insektenarten, Rüsselkäfer und zahlreichen Vogelarten. Zug um Zug sollen die Ebereschen nach der Fällung der Robinien gepflanzt werden und zwar „Hochstämme“, so dass sich wieder ein geschlossenes Gehölzbild ergibt.
Eine weitere Natur-Optimierung erhält das „Tor zu Rheinhessen“ durch ein repräsentatives Insektenhotel. „Außerdem ist eine Sitzgelegenheit mit weiteren Informationen zu unserer Gemeinde vorgesehen, um das „Tor zu Rheinhessen“ erlebbar für alle anzubieten,“ freut sich Ortsbürgermeisterin Ute Granold auf ein baldige Realisierung eines wichtigen Gemeindeprojektes.
Fragen und Antworten zur Aufforstung in der Gemarkung Klein-Winternheim, Flur 14, Nr. 128 „Auf der Warthe“ mit ca. 2.000 qm
Frage 1:
Wie ist die Aufforstung durch ihren ersten Sommer gekommen?
Antwort:
Die Pflanzung fand im Januar 2023 unter sehr guten Bedingungen statt. Der Boden war durch den anhaltenden Regen bestens mit Wasser versorgt. Noch im Juni konnte ich einen nahezu 100%igen Anwuchs feststellen. Dann folgte wieder eine längere Hitzephase, die den jungen Bäumen und Sträuchern zu schaffen machte. Eine gezielte Bewässerung wurde erforderlich. Abgesehen von einigen Ausfällen, bin ich mit dem Anwuchs der verbleibenden Bäume zufrieden.
Im relativ warmen und niederschlagsarmen Rheinhessen sind gerade die Pflanzungen auf landwirtschaftlichen Flächen deutlich anspruchsvoller als auf Waldböden. Wir rechnen daher immer auch in Normaljahren mit Ausfällen von 10-20% der Pflanzen. Mir hat ein Förster aus der Umgebung berichtet, dass er witterungsbedingt ca. 30 % Ausfall bei Laubbaumpflanzungen zu beklagen hatte.
Frage 2:
Einige werden sagen und sich fragen: Da sind ja mehr Unkräuter als Bäume und Sträucher auf der Fläche – schadet das nicht der Pflanzung?
Antwort:
Ganz bewusst haben wir die „Beikräuter“ noch nicht entfernt, da diese den Boden vor einer schnellen Austrocknung schützen sollen und Schatten spenden. Wie der Schutz der gepflanzten Bäume am Rand der Nachparzelle wirkt, kann dort gut beobachtet werden. Fast alle Bäume sind sehr gut angewachsen.
In Kürze werde ich mir die Fläche noch einmal ansehen und prüfen, ob punktuell und dann nur um die Pflanze selbst eine Freistellung erforderlich ist. In weiteren 2 Jahren haben sich die Pflanzen gegenüber den „Beikräutern“ in der Regel durchgesetzt.
Frage 3:
Man sieht schon hier und da braune Blätter, war die Trockenheit am Anfang nicht doch ein Problem? Was ist, wenn Setzlinge eingehen?
Antwort:
Natürlich hatten wir auch Ausfälle durch die Trockenheit. Mai und Juni wurden in Mainz-Lerchenberg nur 33.10 mm Niederschlag gemessen. Im regenreichen Juli waren es 93.60 mm und im August wurden gerade einmal 4.10 mm gemessen. Trockenheit ist gerade in unserer Region Rheinhessen immer ein Problem, zumal es durch den Klimawandel im Durschnitt der letzten Jahre zweifelsfrei wärmer geworden ist.
Im Moment würde ich nicht nachpflanzen. Wir kalkulieren immer eine größere Anzahl von Pflanzen ein, um einem Verlust an Pflanzen durch die Witterung oder anderen Schadmöglichkeiten zahlenmäßig zu begegnen.
Die Aufforstungsfläche wurde von der Unteren Naturschutzbehörde Anfang Juni d. J. als eine erfolgreiche Neuanlage abgenommen und damit in ein „Ökokonto“ eingebucht werden.
Frage 4:
Es gab auch Rehverbiss? Was machen Sie da?
Antwort:
Rehwild ist im ortsnahen Bereich durchaus vorhanden. Ich selbst habe Rehwild schon tagsüber in der Nähe unserer kleinen Waldfläche gesehen. Als erstes haben wir die Jäger mit in unser Projekt einbezogen und gebeten, Rehwild und die Fläche im Auge zu behalten. Ein natürliches Verbissschutzmittel auf der Basis von Schaffett wurde gegen Verbiss der Knospen aufgebracht. Der Verbiss ist überschaubar, wie ich das festgestellt habe.
Frage 5:
Wie „funktioniert“ die Auswahl der gepflanzten Bäume? Kann man jetzt schon sagen, ob die richtigen zukunftssicheren Baumarten ausgewählt worden sind, die auch Trockenheit aushalten? Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Antwort:
Die Auswahl der Bäume richtet sich nach den standörtlichen Gegebenheiten und den waldbaulichen Erfahrungen vor Ort. Für unsere Fläche kamen einheimische und wärmeliebende Baumarten in Frage. Ein weiteres Kriterium war die Anlage eines Mischwaldes.
Gepflanzt wurden: 200 Wildkirschen, 100 Feldahorne, 200 Spitahorne,150 Ebereschen und 50 Elsbeeren. Nicht einheimisch, allerdings von Fachleuten als wärmeliebend empfohlen, sind in diesen Mischwald 100 Blumeneschen sowie 100 Orient-Buchen integriert worden.
Die Auswahl der Pflanzen erfolgte aufgrund der guten forstlichen Praxis und der Erfahrungen von Pflanzungen am Ober-Wald. Forstwirtschaft wird in vielen Jahrzehnten gedacht. Die Entscheidung, ob unsere Planung richtig war, wird sich erst in einigen Jahren messen lassen. Ich bin allerdings optimistisch, dass wir eine richtige und zukunftssichere Entscheidung getroffen haben. Wir werden die weitere Entwicklung der Fläche beobachten.
Mit der Nachfläche zusammen haben wir am nördlichen Ortseingang von Klein-Winternheim ein kleines Wäldchen aufgebaut, das einen wichtigen Baustein für en lokalen Klimaschutz darstellt.
Der Grundgedanke global denken und lokal in der eigenen Gemeinde handeln, so kann Klimaschutz funktionieren.
Dankbar bin ich, dass sich Frau Ortsbürgermeisterin Ute Granold selbst sehr intensiv für dieses Projekt engagiert hat.
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