Renaturierung des Haybaches - Anhörung im Gemeinderat
Am 18.5.2016 fand im Gemeinderat Klein-Winternheim auf Anregung der SPD-Fraktion eine Anhörung zum Thema "Renaturierung des Haybachs" statt.Ein Hintergrund dieser Anhörung ist, dass die Landesregierung Bach-Sanierungen mit erheblichen Geldern in der "Aktion Blau Plus" fördert. Mit verhältnismäßig geringen Eigenmitteln kann hier Erhebliches auf lokaler Ebene bewegt werden. Infomaterial des rheinlandpfälzischen Umweltministeriums macht deutlich, wie erfolgreich solche Projekt in anderen Gemeinden angegangen wurden. Ein Beispiel für eine gelungene Sanierung ist der "Heimbach aus Kaisersesch", siehe Vorher-Nachher-Fotos links. (Die ganze Infoseite gibt es hier, aus der Broschüre AKTION BLAU PLUS – Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz).
Aber aller Anfang ist schwer. Unser Haybach ist streckenweise in ein Betonkorsett gezwängt, das er unterspült, er ist z.T. von seinen Quellen abgeschnitten (auch wenn er trotzdem seit langer Zeit wieder durchgehend Wasser führt), Flächen am Ufer müssten für eine Renaturierung erworben werden.
In der Anhörung des Gemeinderates von Klein-Winternheim nahmen vier Experten Stellung zu einer möglichen Renaturierung des Baches:
Heike
Rohleder von der SGD Süd (Struktur-und Genehmigungsbehörde) führte
aus, dass der Haybach einst von einem Bach in einen Graben umgestaltet worden
ist, wie viele andere Bäche in der damaligen Zeit auch, damit das Wasser
möglichst schnell abfließt. Dieses Konzept habe sich nicht
bewährt, weil die Tiefenerosion der Bachsohle immer weiter fortschreitet.
Beim Haybach lässt sich das daran erkennen, dass er mittlerweile unter den
Betonhalbschalen fließt. Da die Selbstreinigungskraft des Baches wegen des
schmalen Bachbettes sehr gering ist, hat der Haybach nur die
Strukturgüteklasse 7 (rot, "übermäßig geschädigt"),
also die schlechteste Klasse überhaupt.
Es sei sinnvoll, den Haybach zu renaturieren, weil langfristig die
Unterhaltungskosten geringer würden und nur so ein funktionierendes
Ökosystem für Pflanzen, Tiere und Menschen entstehen könne. Ziel
sei ein möglichst breiter und flacher Bach. Zur Zeit sei der Haybach aber
"eine seltsame Rinne, die niemand als Gewässer wahrnimmt".
Das, findet die LOKALE AGENDA, muss sich ändern und erinnert
daran, dass auch die einst als dreckigster Fluss der Region geltende Selz heute
in Abschnitten mustergültig renaturiert werden konnte.
Michael
Eckert, der Vorsitzende des Bauernverbandes von Klein-Winternheim, machte
deutlich, dass für die Landwirtschaft die Haybachrenaturierung auf Grund des
Flächenbedarfs ein schwieriges Thema sei, da die Landwirtschaft in
Klein-Winternheim sowieso zu wenige Flächen habe.
Noch ist allerdings nicht klar, wieviel Fläche wirklich nötig ist, um den Haybach in einem ersten Abschnitt auf Ober-Olmer Gemarkung zu renaturieren. Die LOKALE AGENDA hofft, dass es durch faire Tauschangebote doch noch zu Lösungen kommt.
Die Zahl von 60-80 Hektar, die man für eine Renaturierung angeblich brauche, halten wir allerdings für bei Weitem zu hoch gegriffen. Wir werden der Frage nachgehen, wieviele Hektar man tatsächlich brauchen würde, um einen ersten Abschnitt zu renaturieren.
Christoph
Weisrock vom Abwasserzweckverband (AVUS) betonte, dass der Bach als
"Abwasserableitung" diene, da Klein-Winternheim nur einen Mischkanal habe, der
bei Regenfällen oft überlastet sei. (Brauch-und Oberflächenwasser
werden nicht getrennt.) Um das langfristig zu vermeiden, müsste es einen
zweiten Kanal für das Oberflächenwasser, also das Regenwasser,
geben.
Der Abwasserzweckverband unterstütze grundsätzlich Renaturierungen,
allerdings seien kleine Einzelmaßnahmen, wie z.B. das Entfernen der
Halbschalen, kritisch zu sehen, weil sie wenig bewirkten und finanziell nicht
unterstützt würden. Er kritisierte, dass Grundstücksbesitzer ihre
Zäune bis in die Bachböschung hinein bauen würden.
Jörg Raudszus
von der Verbandsgemeinde Nieder-Olm zeigte eine Karte, auf der Flächen
am Haybach eingezeichnet sind, die bereits im Besitz der Verbandsgemeinde sind,
insgesamt 42.000 qm. 33.000 qm stünden für eine Renaturierung zur
Verfügung. Allerdings liegen die Grundstücke so verstreut, dass sich
keine geschlossene größere Fläche für eine Renaturierung
ergibt. Und nur für eine großflächige Renaturierung gibt es die
Zuschüsse: die Aktion Blau würde 90% der Kosten übernehmen, die VG
die restlichen 10%. Raudszus betonte, dass von seiner Seite aus nichts ohne
Zustimmung der Landwirtschaft unternommen würde.
Auch die LOKALE AGENDA setzt auf eine Zusammenarbeit aller wichtigen Kräfte,
um den Haybach im Interesse aller zu renaturieren, wozu dann sicher auch die
Nachbargemeinde Ober-Olm gehört, um ein – wie es die Umweltministerin
Höfken ausgedrückt hat - "nachhaltig funktionierendes" Gewässer
zu entwickeln. Im Umfeld unserer Gemeinde gibt es
wunderbare Beispiele, z.B. die Renaturierung des Gonsbaches, wir haben vor Jahren
darüber berichtet. Heute gibt es dort solche Bilder (siehe unten). Warum
soll es die nicht auch irgendwann in Klein-Winternehim und/oder Ober-Olm geben?