Fotodokumentation (TEIL 12) über die Entwicklung der Ausgleichsfläche "Am Wingertsweg" ab Januar 2018

27. Januar 2018

Brombeeren sind tolle Pflanzen, gute Futterquellen für Insekten, bieten Schutz für andere Tiere - trotzdem gehört es zu den Pflegearbeiten, sie immer wieder zurückzuschneiden. 

Und die beiden Pferde von Nachbargrundstück schauen verwundert, was die Menschen da wieder so treiben ...

Fotos: Bodo Witzke / Jörg von den Steinen 

 

 30. Januar 2018

Ein neues Baugebiet ("An der Bordwiese") soll erschlossen werden. Dort wurden die nicht nur nach Europa-Recht streng geschützten Zauneidechsen gefunden. Sie sollen umziehen, vielleicht auf die Ausgleichsfläche. Ein Infozettel auf der Ausgleichsfläche  informiert die Spaziergänger über den aktuellen Stand. wenn Sie auf das Foto des Zettels unten doppelklicken, kommen Sie zu einer größeren Version.

 1. Februar 2018

Ortstermin auf der Ausgleichsfläche "Am Wingertsweg". Hier sollen die streng geschützten Zauneidechsen im Laufe der nächsten Monate hin umgesiedelt werden, die im neuen Baugebiet "An der Bordwiese" gefunden wurden. Es sind Leute auf der Fläche unterwegs ...

 

... die eigenartige Antennen und rote Stäbe mit sich führen.

Auch dabei, Dr. Irene Wellershoff von der LOKALEN AGENDA Klein-Winternheim ...

 ... im Gespräch mit dem Biologen Thomas Merz, der mit seinen Mitarbeitern die Umsiedlung der Echsen vornehmen soll; auf dem Rücken trägt Merz eine GPS-Antenne, die auf dem Display anzeigt, wo die 3000 qm genau hinkommen sollen, die auf der 1,4 Hektar großen Fläche für die Umzügler am besten geeignet sind, u.a. von der Feuchtigkeit und Vegetation her. 

 Die bunten Stäbe, die sie in den Boden rammen, zeigen, wo ein Amphibien-Zaun geplant ist (damit die Echsen nicht einfach an ihren alten Wohnort zurückkehren), wo Hügel für die artgerechte Haltung hinkommen  sollen (zum Sonnen für die Kaltblütler in den wärmeren Jahreszeiten und zum Höhlenbauen im Winter).

 

Damit alles optimal abgestimmt wird, ist Ortsbürgermeiserin Ute Granold auf die Fläche gekommen, auch Ratsmitglied Jürgen Fleischmann und Jörg Raudszus von der Verbandsgemeinde sind da.

 

Es geht um Zeitpläne, die Chance, Arbeiten  in Eigenleistung zu erledigen, um Kosten zu sparen.

Es geht darum, wie die Fläche langfristig aufgewertet werden kann und  bei den Arbeiten keinen Schaden nimmt.

Die Fläche, so der Biologe, sei in einem ausgezeichneten Zustand, "sehr gut entwickelt." Die müsse schonend behandelt werden. Er hofft auf Frost, damit die Baugeräte, die bei der Umgestaltung der neuen Echsenwohnstätte zum Einsatz kommen, den Boden nicht unnötig verdichten.

Merz zeigt Bilder früherer Fangaktionen aus anderen Orten in Rheinhessen. Hier ein Zauneidechsen-Weibchen, das kaum sichtbar unter einem Busch gesessen hatte, von wo es ein Spezialist mit einer Schlinge eingefangen hat, ohne das Tier zu schädigen. Eine hohe Kunst.

Die Planungen beweisen jahrelange Erfahrung im Umgang mit den geschützten Tieren. Keine Frage, jeder will tun, was die Gesetze zum Artenschutz - aus gutem Grund - fordern. Und dazu kommt,  meint Merz , "dass diese Echsen auch einfach toll aussehen, die muss man mögen."

Nach dem Ende des Winterschlafes der Tiere kann es losgehen mit der Umsiedlung, vor der Eiablage sollte sie abgeschlossen sein. Wir werden weiter berichten ...

 

 

13. Februar 2018

Hier und da ist schon etwas Grün zu sehen. Es ist zu dieser Zeit noch verhältnismäßig warm.

Ds Bienenhotel ist gut besucht und in vielen der Nistlöcher warten Wildbienen darauf, dass für sie das Jahr los geht.

In einem der Bäume ist ein Nestbau zu sehen. Waren es die Elstern?

Vorne an dem Wingertsweg schreddern Gemeindearbeiter mit schwerem Gerät die von den Mitgliedern der Lokalen Agenda abgeschnitten Brombeeren, deren Ranken einen der Steinhaufen überwachsen haben.

 

25. Februar 2018

Nur wenige Tage später ist der Winter wieder da. Und gegen Ende des Monats wird es fast arktisch.

Und einer der beiden Nachbarn der Ausgleichsfläche zieht bei diesen Temperaturen den Wintermantel an.

 

 3. März 2018

Erste Materialien sind zur Ausgleichsfläche geliefert worden, für den zauneidechsengerechten Ausbau der Fläche. Die Tiere brauchen erhöhte Stellen für ein artgerechtes Leben, kleine Hügel sollen auf die Fläche kommen, aber weiter oben.

Von weiter oben beobachtet ein Raubvogel das merkwürdige Treiben.

 

 Mitte März 2018

Das in Europa streng geschützte Rebhuhn schaut auf der Ausgleichsfläche vorbei. Ein toller Moment, wenn man bedenkt, dass der Bestand des Rebhuhns im Rhein-Main-Gebiet in den letzten Jahrzehnten um mindestens 90 % zurückgegangen ist, europaweit sogar noch stärker. 

Die Materialien für den Umbau des geplanten Zauneidechsengebietes warten noch auf günstige Witterung, um sie an den richtigen Ort, oben auf der Fläche,  zu bringen

 

29. März 2018

Kurz vor Ostern blühen noch keine Bäume auf der Ausgleichsfläche, wie die Vogelkirsche, die letzten Kälteeinbrüche haben die Vegetation etwas zurückgeworfen. Allerdings ist es inzwischen wieder warm genug, dass die Wildbienen am Bienenhotel fleißig brummen.

 

31. März 2018 - Oster-Wochende

Vor 10 Jahren ging es los mit den Planungen und dann den Pflanzungen für die Klein-Winternheimer Ausgleichsfläche "Am Wingertsweg". Grund genug für die AZ auf diese Zeit einer erfolgreichen Renaturierung zurück zu blicken - und Grund genug, sich mit guten Gründen weitere Renaturierungen in unserer Landschaft zu wünschen.

Hier kommen Sie zu einer großen Version des Artikels 

 

31. März 2018

Vor dem Bienen-Hotel ist das wilde Gewimmel noch wilder geworden.

Und die kleine Wilde Primel, die vor Jahr und Tag auf die Ausgleichsfläche gezogen ist, ist auch wieder da.

 

 

 

6. bis 9. April 2018 - Die Umgestaltung der Fläche

Ein paar Tage Frost und Trockenheit, der Boden ist nach einem langen, feuchten Winter  befahrbar. Aus den großen Erd-, Sand- und Holzhaufen, die einfach erstmal nur hier abgelagert wurden,  soll fachgerecht ein Echsen-Biotop entstehen.

Im Einsatz, für Erdarbeiten, Gerät so klein wie möglich. Als erstes ist die Erde dran.

Ab jetzt entstehen mehr als 20 kleine Hügel, ein bis zwei Kubikmeter Erde sind der Anfang  jeder neuen Erhöhung.

Am Steuer ein Biologe, Peter Hartmann, der seit gut zehn Jahre Biotope baut. Links daneben in Gelb, Thomas Merz von viriditas, er ist für die Umsiedlung der Zauneidechsen in Klein-Winternheim verantwortlich, auch Biologe.

Die Beiden sagen, diese Arbeit sei nicht nur ein Job, in solchen Projekten stecke auch immer etwas Herzblut. Die nächsten drei Jahre werden sie das Echsen-Umzugsgebiet "Am Wingertsweg", auf der Fläche von 3000 qm,  pflegen und beobachten, das gehört zum Umzug dazu.

Es gäbe Projekte, die sie seit 10 Jahren begleiten würden, "irgendwann kennst Du dann jeden Grashalm". Noch ein kurzer Check der farbigen Stangen, die die Position der zu bauenden Hügel markieren.

Dann ist das Holz dran. An jeden Erdhaufen ein Stoss Äste und Baumstammstücke. Alle ausgerichtet in die Hauptsonnenrichtung. "So mögen es die Echsen am liebsten", sagt Hartmann. Das Holz soll nicht zu sehr nach brauchbarem Brennholz aussehen, sonst ist es schnell geklaut.

Gut ist auch dunkles Holz, das absorbiert die Wärme besser, was die wärmeliebenden Kaltblüter sehr schätzen. Nach dem Umzug werde man die Tiere auf dem Holz liegen sehen können. Aber genau gucken muss man schon ...

Warum so viele kleine Erdhügel und nicht einfach zwei, drei große? Weil von den Eidechsen-Machos jeder sein Revier haben will, jeder seinen Hügel, das sei wie eine kleine Burg. Und auf einen großen Hügel paßt nur einer drauf, auf viele kleine Hügel passen viele drauf.

Aber fertig sind die Echsenhügel noch immer nicht. Es fehlt noch etwas für die Damen.

  

Auf jeden Haufen gibt es noch eine ordentlich Schippe Sand. Das ist nötig für die Eiablage der Echsendamen. Der Nachwuchs will am liebsten im Sand schlüpfen.

Die "kleinen" Hügel haben es in sich, alleine 30 bis 40 Tonnen Sand werden hier verteilt.

Und dann kommt noch etwas ganz Besonderes, das "Sahnehäubchen" sozusagen ...

Das dünne Gestrüpp, das noch unten liegt. Mit einem Armvoll macht sich Hartmann auf den Weg, das Ziel fest im Blick.

Und dann setzt er der neuen Eidechsenburg die Krone auf.

Die dünnen Äste haben ihre Funktion. Sie schützen die Zauneidechsen vor Greifvögeln, damit sie nicht oben auf dem Hügel wie auf einem Servierteller sitzen müssen.

Jeder  Hügel bekommt am Ende sein Gestrüpp. Aber zwischendrin muss noch etwas getan werden: Eine tiefe Rinne ist um das neu angelegte Eidechsengebiet gezogen worden ...

... für den "Amphibienzaun". Der soll die ganzen 3000 qm umschließen. Verstärkung ist angerückt.

Knapp 50 cm hoch wird der "Zaun" sein, der in Wahrheit eine massive Plastikplane ist, die mit dem unteren Rand in den Boden eingegraben werden muss, damit sich später keine Echse unten durchwühlen kann.

Warum der Aufwand? Eidechsen sind standorttreu. D.h. die Zauneidechsen, die aus dem geplanten Baugebiet "An der Bordwiese" hierher gebracht werden sollen, um dort bauen zu können, würden ohne Zaun auf dem kürzesten Weg wieder zurück  in die vertrauten Wohngebiete wandern.

Der "Zaun" verhindert diese Rückwanderung. Nach circa einem Jahr haben sich die Echsen an das neue Zuhause gewöhnt und irgendwann kann der "Zaun" dann verschwinden.

Circa 400 laufende Meter hat der Zaun, mit Metall-Stiften, die ausehen wie Zeltnägel, wird der Zaun aufgerichtet.

 Jetzt können die neuen Bewohner kommen, die "Echsen-Burgen" warten schon.

Nachtrag

Bereits im Juli 2017 wurde die Ausgleichsfläche "Am Wingertsweg" im Zuge erster Umzugsplanungen von dem Biologen Ralf Thiele begangen. Er entdeckte auch auf der Ausgleichsfläche Zauneidechsen, eine hat er fotografiert, siehe unten. Das bedeutet, die Fläche ist für ihre neuen Bewohner gut geeignet - und mit den neuen "Echsenburgen" kann sich die Population der geschützten Tiere dort recht ungestört vergrößern. 

 

9. April 2018 - Vorbereitung zum Fang

Während Teile der Ausgleichsfläche "Am Wingertsweg"  für den noch kommenden Umzug der Zauneidechsen vorbereitet werden, wird im neuen Baugebiet "An der Bordwiese" der Fang der dort noch lebenden streng geschützten Tiere vorbereitet. 

Die meisten Zauneidechsen wurden in der Pferdekoppel gesehen, die einen großen Teil des neuen Baugebietes ausmacht. Biologe Hartmann ist mit dem Rasenmäher unterwegs. Er mäht einige Wege in die struppige Wiese.

Das Mähen ist für die hier lebenden Tiere kein Risiko, auch wenn sie schon aus dem Winterschlaf erwacht sein sollten. Die Erschütterungen des Mähens, die von der Grasdecke übertragen werden, warnen sie und die Tiere können verschwinden, bevor der Mäher bei ihnen ist.

Über die Wege wird sich später der Fänger auf der Wiese bewegen können, ohne dass die vorher dort vorhandene dicke Grasdecke die Erschütterungen seines Gehens weiter geben könnte und so die Echsen gewarnt sind.

Und dann kommt noch was, es werden sogenannte "Attraktionspunkte" gesetzt. Das sind ganz praktisch Holzstücke, etwas höher als die Grasnabe, genau das, was Zauneidechsen suchen, wenn sie sich zum Aufwärmen in die Sonne legen wollen.

Hier sollen dann die scheuen Zauneidechsen gefangen werden. Wann? Das entscheidet das Wetter und das entscheiden die Echsen selbst. Erstmal heißt es warten. Die nächsten Tage ist es noch zu kalt, als dass man mit ihnen rechnen könnte. Aber es ist alles vorbereitet.

Irgendwo hier sind sie, die Zauneidechsen. Wieviel es sind, das weiss noch keiner.

Und das ist ein Überblick über das ganze neue Baugebiet "An der Bordwiese."

 14. April 2018

Auf der Ausgleichsfläche beobachtet ein Falke die letzten Veränderungen. 

Die Schlüsselblumen haben einige Flecken besetzt und feiern die Sonnenstrahlen dieses Tages.

Und auch die Vogelkirschen zeigen ihre Blüten, etwa zwei Wochen nach Ostern in diesem Jahr. 

Am Feldrand Grabungsarbeiten ...

Es geht gegen das Orientalische Zackenschötchen, das als Neophyt ganze Wiesen übernehmen kann und in unserer Region, z.B. an den Straßenrändern, extrem stark verbreitet ist.

Obwohl der Boden noch naß und weich ist, gelingt es nur Teile der Wurzeln herauszuholen - die Pflanzen werden uns noch über den Sommer beschäftigen.

 

 17. April 2018

... und nachts ist auch einiges los auf der Ausgleichfläche, ein Rehbock kommt vorbei, wirft einen Blick Richtung Fotofalle und geht dann entspannt weiter ...

 

18. April 2018

... und da kommt der nachtaktive Gartenschläfer aus seinem Bau, mal gucken, kurz nach Mitternacht. Trotz seines Namens lebt er übrigens am liebsten im Wald oder in Buschgebieten. 

 

Der Bestand des Gartenschläfers in Deutschland ist stabil, allerdings ist seine Zahl in den letzten Jahrzehnten weltweit und auch in Europa dramatisch gesunken. Die  Bundesregierung hat deshalb erklärt, dass Deutschland eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art hat. ("Nationale Verantwortungsart")

Wir freuen uns, dass der kleine Kerl bei uns in einen Gras- und Asthaufen eingezogen ist.

 

 22. April 2018

Ein Igel ist in der Nacht unterwegs ... und läßt sich mit ein bisschen Futter vor die Infrarot-Kamera locken. ... sieht nach dem Winter schon wieder gut genährt aus!

 

 

10. Mai 2018

 ... und im zukünftigen  Baugebiet ist der Biologe Ralf Thiele stundenlang unterwegs, auf der Suche nach Zauneidechsen, die er auf die Ausgleichsfläche umsiedeln kann. Bei seiner schwierigen Arbeit ist er am liebsten ungestört, damit er eine Chance hat, die scheuen Tiere mit seiner Schlinge zu erwischen um sie dann ganz formlos im Eimer zu ihrem neuen Zuhause zu bringen.

Jeden Fang dokumentiert der Biologe  mit der Kamera. Auf einem neuen Infozettel, den die LOKALE AGENDA am Schild auf der Ausgleichsfläche aufgehängt hat, ist eine der ersten umgezogenen Zauneidechsen zu sehen. (Große Version hier oder auf die Bilder klicken.)

 

 

 

15. Mai 2018

Eine der aggressivsten invasiven Pflanzen in Rheinhessen ist das gelbblühende Zackenschötchen, das mit Raps verwechselt werden kann. Die Pflanze kann innerhalb kurzer Zeit große Flächen "erobern" und verdrängt einheimische Pflanzen. Auch auf unserer Ausgleichsfläche ist sie eingewandert und muss, da sind sich Naturschützer einig,  bekämpft werden. Wichtig ist es, sie vor dem Blühen mit möglichst viel Wurzeln auszustechen. Ganz wird man sie nicht mehr wegbekommen, aber ihre Ausbreitung können wir stoppen.

 Die Stellen an denen einmal Zackenschötchen gewachsen sind, müssen weiter beobachtet werden, weil sie schneller als einheimische Pflanzen wieder ausschlagen können.

 

17. Mai 2018

Eine Eiche, die 2008 gepflanzt worden war, hatte bis jetzt mehr schlecht als recht überlebt, dieses Frühjahr hat sie keine Blätter mehr ausgetrieben. Schade.

In der Nähe war die zweite Eiche 2008 gepflanzte Eiche schon vor längerer Zeit eingegangen. Ein ganz kleiner Eichenschößling versucht es da  nochmal und macht sich erstmal recht gut. Vielleicht ist es so, dass eine Eichenpflanze, die von klein auf an dem trockenen Hang aufwächst am Ende besser mit dem Standort zurecht kommt, als ein Baum, der bereits relativ groß gepflanzt wird. Wir sind gespannt und wünschen dem kleinen Gesellen alles Gute.

  

  

17. Mai 2018

Und ab Mitte Mai startet wieder das bunte Wiesentreiben.

 

 

 

28. Mai 2018

Über die Ausgleichsfläche läuft ein Mann mit Eimer, der Biologe Ralf Thiele. Er kommt gerade von dem geplanten Baugebiet "An der Bordwiese".

Zielstrebig geht er zu einem der neu geschaffenen Hügel, die Heimat für die streng geschützten Zauneidechsen werden sollen, die im neuen Baugebiet keine Zukunft haben und nach EU-Recht umgesiedelt werden müssen.

Dann fotografiert er, was er im Eimer mitgebracht hat.

Es ist eine  Zauneidechsen-Dame, die schaut, wie hoch die Wände ihres merkwürdigen Gefängnisses sind.

Die Färbung zeigt, dass es ein junges Tier ist.

 

Thiele, der als Zauneidechsenfänger seit 2006 unterwegs ist, hat sie im Baugebiet erspäht. An heißen Tagen wie diesen, sind die Echsen besonders flink ...

... er hat sie trotzdem erwischt.

Und jetzt geht es auf den Hügel, in das neue, attraktive Eigenheim.

 

Sekunden später ist die Dame verschwunden. Und Thiele? Der geht weiter auf seine einsame Pirsch im zukünftigen Baugebiet.

3. Juni 2018

 Auf der Ausgleichsfläche tummeln sich die Schmetterlinge bei ausgesprochen sommerlichen Temperaturen, wie der "Kleine Fuchs" auf einer Brombeerblüte. Nur kurz öffnet er seine Flügel ...

... sonst sind die meist geschlossen. Die Unterseiten seiner Flügel sind deutlich unauffälliger als die Oberseiten, in schwarz und braun gehalten.

 

Ein "Distelfalter", der hunderte von Kilometern fliegen kann. Manchmal kommen sie aus Afrika, über die Alpen zu uns. 

Der wunderbare "Schachbrettfalter".

... und ein ziemlich weißer Gesell. Wenn Sie seinen Namen kennen, schreiben Sie uns doch einfach unter KONTAKT 

 

3. Juni 2018

Überraschung bei einem Spaziergang. Bei dem Computerspiel "Pokemon", bei dem man Pokemon genannte Wesen "fangen" muss, die an verschiedenen Stellen in der realen Welt digital verortet sind, ist unser Bienenhotel ein sogenannter "Pokestop", an dem Spieler etwas geschenkt bekommen. Man staunt immer wieder ...

 

 

 8. Juni 2018

 

 

8. Juni 2018

Die ältere Eiche, schon gänzlich tot geglaubt - hat noch einmal ein paar Blätter ausgetrieben. Vielleicht macht es Sinn, die abgestorbene Krone zu kappen und zu schauen, was da noch draus wird.

Nicht weit entfernt davon, der Versuch mit einer Mini-Eiche, die wegen Reh-Verbiss seit letztem Jahr durch einen Zaun geschützt ist, sieht weiter gut aus. Auch hier drücken wir die Daumen,  sind gespannt und fassen uns in Geduld.

 

 13. Juni 2018

Besondere Pflanzen: Im letzten Jahr hatten wir zum ersten mal die wunderbare Wildblume "Natternkopf" auf unserer Ausgleichsfläche begrüßen können. Dieses Jahr ist sie wieder gekommen, was uns sehr freut. 

 

Zum ersten mal sehen wir in diesem Jahr auf der Fläche die  "Echte Betonie" oder auch  "Heil-Zist" genannt, die seit der Antike als Heilpflanze gerühmt wird, mit breiten Anwendungsmöglichkeiten: bei Erkrankungen der Atemwege, des Margen-Darm-Traktes, generell bei Schmerzen.

Dass die Echte-Betonie/ der Heil-Ziest bei den Bienen, Hummeln und Schmetterlingen sehr beliebt ist, können wir nur bestätigen.

 

 

20. Juni 2018

Im Juni tummelt sich auch das sehr seltene "Esparsetten-Widderchen" wieder auf der Fläche, so heißen die schwarzen Insekten mit den gold-umrandeten roten Punkten auf dem Rücken. Hier teilen sich zwei der Gesellen eine Blüte mit einem Schachbrettfalter, der dieses Jahr bei uns zahlreich vertreten ist.

Zwei Königskerzen, im Frühjahr gepflanzt, erfreuen das Auge und die Insektenwelt.

 

20. Juni 2018

Auf der Ausgleichsfläche zirpen die Grillen und die Heupferde. Dieses Jahr scheinen es besonders viele zu sein, die ein Konzert geben.

 

 

 

21. Juni 2018

Ein attraktiver Edelfalter treibt sich auf der Ausgleichsfläche herum, ein Landkärtchenfalter, den wir zumindest hier noch nicht gesehen haben.

 

 24. Juni 2018 

Auf der Ausgleichsfläche "Am Wingertsweg" ist es ein gutes Insektenjahr, trotz des bundesweiten dramatischen Rückgangs der Tiere.

Dieses Jahr ist auch wieder der besondere Bewohner der Fläche, das eigentlich seltene und gefährdete Esparsetten-Widderchen, bei uns in erfreulich großer Zahl unterwegs.

Auf dem Dost (unten) sind die vier rotfleckigen Gesellen gut getarnt.

Eine Cosmae hat sich auf die Ausgleichsfläche verirrt und wird auch gleich untersucht.

 

Gerne versammeln sich die Esparsetten-Widderchen zu großen Gruppen auf einzelnen Halmen, getrennt nach Geschlechtern. Die Wissenschaft rätselt noch, warum das so ist.

 

 

25. Juni 2018

Und die Schmetterlinge fühlen sich wohl auf der Fläche, das Ochsenauge ....

... das Tagpfauenauge ...

... der Schachbrettfalter.

Und die wilden Holzbienen sind auch unterwegs.

 

8. Juli 2018

Der Sommer ist ungewöhnlich trocken. Deshalb sind die Flächen vor dem Bienenhaus, auf denen die Materialien für den Bau der Zauneidechsen-Hügel lagerten, noch nicht wieder zugewachsen. Kein Problem, manche Wildbienen schätzen besonders diese offenen Flächen.

Die Brombeeren sind zu einem Problem geworden. Sie sind über einem Steinhaufen unten an der Fläche gewachsen, was völlig in Ordnung ist. Aber von dort aus haben sie weitflächig auf die Wiese übergegriffen. In zäher Arbeit haben wir die Brombeeren zurückgeschnitten und nur die Pflanzen über dem Steinhaufen, die durchaus ökologisch wertvoll sind, belassen.

Die Drohnenaufnahme zeigt die Ecke der Ausgleichfläche, kurz bevor alle Wiesenbereich von den Brombeeren befreit sind. Jetzt werden wir die nachwachsenden Triebe über längere Zeit kurz halten müssen.

Wir haben eine weitere Brombeerfläche tiefer in der Ausgleichfläche entdeckt, die muss ebenfalls gerodet werden.

Und dann ist da noch die Bekämpfung des Orientalischen Zackenschötchens, einer invasiven, sehr durchsetzungsstarken Pflanze, die eine Fläche wie die unsere komplett erobern kann. Seit Mai stechen wir ihre Triebe an den vier Stellen, an denen wir sie bemerkt haben, wöchentlich aus; mit fast bewunderswerter Zähigkeit bildet sie immer wieder neue Pflanzen an den Stellen, die wir wie gesagt seit vielen Wochen bearbeiten.

 

13. Juli 2018

Die große Hitze und Trockenheit quält die Natur. Zwar sind die meisten Bäume auf der Ausgleichsfläche so gut verwurzelt, dass sie mit dem Extremwetter zurecht kommen, ...

 ... acht Bäumen bringen wir aber regelmäßig Wasser. Da sind die kleinen Eichen, die einfach noch nicht genügend Wurzeln ausgebildet haben ...

 

.. und ein auch noch nicht  vor allzu langer Zeit gepflanzter Kirschbaum ...

... der Wasser bekommt. Einige seiner gelben Blätter sind tatsächlich wieder grün geworden.

Im letzten Herbst hatten wir zwei Mehlbeeren gepflanzt, einer geht es wunderbar; die andere allerdings, die an einem trockeneren Ort steht, leidet, obwohl wir sie seit mehr als zwei Wochen wässern. Noch sind wir aber guter Hoffnung.

Gutgelaunt und singend verbringt diese Amsel den Sommer "Am Wingertsweg". 

 

 

20. Juli 2018

Über der Ausgleichsfläche kreist ein neugieriger Rotmilan und schaut, was sich unten auf dem Boden wieder tut.  

Am Bienenhotel und an der Infotafel  ist nichts Besonderes los ... aber von rechts ist Motorengeräusch zu hören ...

Biologe Hartmann mäht die Stellen, an denen Erde und Sand für den Bau der Eidechsenhügel Anfangs des Jahres gelagert wurden. Auf Grund des regenarmen Sommers haben sich noch nicht alle Stellen wieder mit Vegetation bedeckt.

Eigentlich kein Problem, manche Wildbienen schätzen genau solche offenen Stellen. Aber der Biologe will sicher gehen, dass die Wiese an allen Stellen trotz der trockenen Sommerzeit so schnell wie möglich wieder die alte Wiese wird ...

Der zweite Schritt: An artenreichen Stellen der Wiese setzt er den Freischneider an und mäht einige Gassen ins Gelände.

Der Zweck der Übung?  Samengewinnung! Viele Pflanzen haben ihre Samen bereits gebildet, bei den meisten anderen gemähten Pflanzen wird der Samen noch nachreifen.

Das Mähgut mit dem artenreichen Samen wird zu den Stellen gebracht, an denen der Boden noch nicht von Pflanzen bedeckt ist.

... und dort gibt es dann eine "Samenexplosion", die den Boden gleichmäßig mit dem wertvollen samenspendenden Grün bedecken soll.

Noch ein bißchen hin und her verteilt, dann  übernimmt wieder Mutter Natur.

Und wir freuen uns auf das, was hier im nächsten Jahr wachsen und blühen wird.

Und was ist mit den Zauneidechsen aus dem neuen Klein-Winternheimer Baugebiet "An der Bordwiese"? Mit den Zauneidechsen, die auf die Ausgleichsfläche ausgesiedelt werden sollten? Die Fangzeit nähert sich dem Ende, der Hausbau soll "An der Bordwiese" beginnen - und die Biologen werden die Ergebnisse ihrer Arbeit schon bald in einem Bericht dokumentieren. Wir sind gespannt, wieviele Echsen auf der Ausgleichsfläche zugezogen sind und berichten weiter.

 

Ende Juli 2018

Die trockene Hitzewelle beherrscht Deutschland, Bauern fordern bereits jetzt Milliardenausgleich für erwartete Ernteeinbußen.  

Die Brombeeren sind noch weitgehend unbeeindruckt von der Hitze, sie haben angefangen Wiesengebiete zu erobern, gleich neben dem eingezäunten Buschgebiet.

 

Und noch an weiteren Stellen schicken die Brombeeren Ranken über den Zaun, um die Wiese zu erobern.

Ein erster Schritt, sie auch hier ao wie bereits an den überwachsenen Steinhaufen neben dem asphaltierten Wirtschaftsweg dauerhaft zurückzudrängen.

Die Kirsche neben dem Bienenhotel hält sich wacker - dank regelmäßiger Wässerung, wie sie mehr als 8 Bäume bekommen.

Die obere im letzten Herbst neu gepflanzte Mehlbeere sieht weiter traurig aus.

... aber wenn man genau hinschaut, sieht man erste neue grüne Blätter. wir sind gespannt, drücken ihr die Daumen, und versprechen, weitere Wasserkanister bei ihr abzuladen.

Die Tigerspinne liebt die Hitze. Ursprünglich war sie als eher mediterranes Wesen in unserer Region selten. Durch die Temperaturentwicklung ist sie heute deutlich stärker verbreitet als früher.

An den drei, vier Stellen, an denen das Orientalische Zackenschötchen (ein invasiver Neophyt) bereits auf der Ausgleichsfläche Fuß gefaßt hatte, schickt sie immer wieder neue Triebe ins Rennen, obwohl wir hier fast täglich seit Mai die neuen Keimlinge ausstechen.

 

Wurzelstücke wie diese, die im Boden verblieben sind, entwickeln explosionsartig neue Pflanzen. Das wird uns noch einige Zeit beschäftigt halten.

Hinter dem Zauneidechsen-Schutzzaun (der eingegrabenen und aufgespannten Plastikplane) leben inzwischen die umgesiedelten Zauneidechsen aus dem neuen Baugebiet "An der Bordwiese" - und sollen zT schon dabei sein, Junge zu bekommen.

Den Zaun lieben die Grashüpfer, die von hier gerne ihr Zirpen erschallen lassen, besonders melodisch ist der hier, ein "Nachtigallen-Grashüpfer"-Männchen.

Der wunderbare und wohlgeformte  Wiesensalbei stattet der Wiese zu unserer Freude einen Besuch ab.

... und wir staunen, wieviel Leben auch eine relativ kleine Fläche an Leben entwickelt - trotz Hitzewelle - wenn man die Natur auch Natur sein läßt.

 

21. August 2018

Es ist der trockenste und einer der heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung - man muss davon ausgehen, dass dieses Extremwetter eine Auswirkung der klimatischen Veränderungen durch menschengeneriertes Treibhausgas ist. Einige tausend Liter Wasser haben wir seit Juli auf die Fläche gebracht und damit den Bäumen beim Überleben geholfen, auch wenn es für einen kompletten Ausgleich des fehlenden Regens nicht langt und die Bäume weiter - wenn auch langsam - z.T. abbauen. die bange Frage bleibt: Wie werden die kommenden Sommer? Haben z.B. die kleinen Eichen auf der Fläche langfristig eine Chance? Wie sieht es mit der neuen Mehlbeere oben am trockenen Hang aus? Sie hat zwar nach wochenlanger Wässerung wieder ausgetrieben, aber unten am Stamm ...

Eine Ladung sind 160 Liter; manchmal fahren wir mehrmals am Tag ...

 

22. August 2018

Es ist ein besonderes Treffen auf der Ausgleichsfläche "Am Wingertsweg", die im letzten Jahr viel erlebt hat. Der Diplom-Biologen Ralf Thiele hat angeboten, als kundiger Scout durch das Gelände zu führen.

 

Ralf Thiele ist Spezialist für Insekten in Rheinland-Pfalz, seine Diplomarbeit vor vielen Jahren hatte die "Heuschrecken im Mittelrheintal" zum Thema. Also: Wenn sich einer auskennt mit dem Zirpen und Schnarren der Grashüpfer und Grillen, dann er, der sie z.T. an ihrem Klang erkennen kann.

"Dieses Jahr war ein ungewöhnlich gutes Jahr für Insekten," erklärt er den Mitgliedern der LOKALEN AGENDA und ihren Gästen. Mitte August seien zwar nicht mehr so viele Schmetterlinge unterwegs, aber die Grashüpfer und Grillen, die sind noch da.

Und dann geht es los ...

Mit geschultem Blick und gezücktem Käscher beginnt die Jagd. Da hat sich doch was bewegt ...

Eine schnelle Bewegung mit dem Käscher und dann der Umzug der "Beute" in ein Glasröhrchen. Der erste Bewohner der Fläche, der von den "Expeditions-Teilnehmern" bewundert wird, ist dann überraschenderweise doch ein Schmetterling ...

Es gehört Erfahrung dazu, Insekten mit dem Käscher zu erwischen und sie dann unbeschadet in Betrachtunggefäße zu bringen. Thiele ist seit Jugendtagen dabei. Ein Biologe und Naturschützer aus Überzeugung.

Es ist ein Hauhechel-Bläuling, erkennt Thiele, er gehört zu den besonders geschützten Arten, wie die meisten Bläulinge, auch wenn der Hauhechel-Bläuling dier Art ist, die bundesweit noch am häufigsten vorkommt.  Sein Vorteil gegenüber anderen Bläulingsarten ist, dass er in vielen verschiedenen Lebensräumen zurecht kommt. Andere haben es da noch schwerer als er.

So dicht kommt man selten an die Schmetterlinge der Ausgleichsfläche. Inzwischen ist sogar noch ein Schwalbenschwanz-Schmetterling vorbei gekommen, hat die Gruppe im Flug begrüßt, es aber abgelehnt, sich fangen zu lassen.

Aber Thiele gibt nicht auf und ist hinter einem für Rheinhessen typischen Grashüpfer her.

Er erwischt ein Männchen der "Gemeinen Sichelschrecke" (Phaneroptera falcata). Nicht zu übersehen, es ist eine "Langfühlerschrecke", die langen Fühler verraten sie. Es gibt auch andere mit bescheideneren Antennen, die heißen dann "Kurzfühlerschrecken", Grashüpfer und Ödlandschrecken gehören dazu.

Ein gut aussehender Kerl, der nichts gegen einen heißen Sommer hat, die "Gemeine Sichelschrecke" ist eine wärmeliebende Art, die gerne Wiesen und Brachen besiedelt. In den letzten Jahren ist ihre Verwandtschaft aus dem Mittelmeerraum nach Rheinland-Pfalz eingewandert: Die Vierpunktige Sichelschrecke, die sich inzwischen in rheinhessischen Gärten und in Ortsrandbereiche wohlfühlt, seit Sommers mediterran zugeht.

Lange muß das Männchen nicht alleine bleiben, ein Weibchen ist dazu gekommen, das an der typischen Legeröhre zu erkennen ist. "Manchmal fangen die auch an zu balzen, während der kurzen gemeinsamen Gefangenschaft," erzählt  der Biologe, aber während der Zeit im Betrachtungsglas passiert zwischen den beiden ... nichts!

Natürlich werden die Kurzzeit-Häftlinge bald wieder in die Natur entlassen "damit sie nicht so gestresst werden", sagt Thiele. Für die Besucher ist der Blick ins Glas mindestens so gut wie Fernsehen.

Eine Sache interessiert die Gruppe besonders, was aus den Zauneidechsen geworden ist, die vom neuen Baugebiet "An der Bordwiese" auf die Ausgleichsfläche umgezogen sind. Immerhin war der Biologe Ralf Thiele der Spezialist, der die Tiere in stundenlangen Begehungen des neuen Baugebietes gefangen und hierher gebracht hat.

 

Ein Stopp am "Eidechsenzaun", einer Plastikplane als Barriere, die verhindert, dass die umgesiedelten Zauneidechsen wieder zurück ins Baugebiet wandern, denn eigentlich sind sie "standorttreu".

Bei der Hitze sind die Echsen flink und bleiben auch gerne  im sicheren Schatten, sie sind schwer zu sehen. Am "Echsenzaun" hat sich etwas bewegt, "ein Jungtier," sagt Thiele. Und weg ist es.

Teilnehmer der Exkursion sehen große und kleine Echsen, allerdings nur für kurze Momente. "Das ist typisch, der Spruch: Ach da ist eine Echse, und dann: jetzt ist sie weg," sagt Thiele und sucht unverdrossen weiter. 

 

Auch der Fotograf sieht kleine Echsen über den Sand in den Sichtschutz der Äste huschen, für die Kamera zu schnell ... bis sich eine kleine, junge Echse erbarmt und sich für einige Sekunden in Szene setzt.

Es ist ein Jungtier, das bereits nach der Umsiedlung seiner Eltern hier auf der Fläche geboren wurde, erkennt der Biologe. Ein gutes Zeichen, das belegt, dass die Tiere ihre neue Umgebung angenommen haben.

 

Und an dieser Stelle eine Bitte an alle Passanten: Gehen Sie nicht auf die Fläche, um selbst nachzuschauen. Die Echsen sind extrem schwer zu entdecken und die Fläche ist nur für die Tiere und die Pflanzen da, nicht für uns Menschen. Auch freilaufende Hunde gehören hier nicht hin. Danke ;)

Blitzschnell ist die junge Echsendame dann auch wieder verschwunden.

Die Gruppe ist weiter unterwegs. Biologe Thiele horcht ins Gelände und hört die "Zweifarbige Beißschrecke", den "Gemeinen Grashüpfer" und auch den "Nachtigall-Grashüpfer", der es besonders melodisch kann. Es fliegen Kohlweißlinge und auch das Taubenschwänzchen, eine tagaktive Nachtfalterart die durch den schwirrenden Flug an Kolibris erinnert.

Da ist gleich ein Pärchen ins Netz gegangen, es sind  zwei Wiesengrashüpfer, die langgrasige Wiesen bevorzugt. Der inzwischen kundige Blick erkennt: Es sind "Kurzfühlerschrecken".

Die beiden scheinen Gefallen aneinander zu finden. Anders als das erste Pärchen bleiben sie zusammen nach der Freilassung auf dem Rand des Gefäßes sitzen. Ist das der Beginn einer Romanze? Gemeinsam verschwinden sie im Gras ...

Der nächste Röhrengast ist das wärmeliebende "Weinhähnchen". Dieses unscheinbare Tier gehört zu den Grillen und es macht besonders nachts auf sich aufmerksam, mit seinem Gesang, den man aus dem Sommerurlaub am Mittelmeer kennen kann; aber auch bei uns ist er jetzt regelmäßig zu hören.

Zwischendrin läßt sich ein Schmetterling fangen, das "Große Ochsenauge", einer unserer häufigsten Wiesenschmetterlinge, er darf nicht fehlen.

Auch erst vor wenigen Jahren zugewandert, die etwas urtümlich anmutende Büffelzikade, die mit ihrem Saugrüssel an Pflanzen saugt. Auch diese Art ist erst vor wenigen Jahren zugewandert und singt seitdem kräftig im Chor der Wiesenwesen mit.

Ein Zwischenfazit drängt sich auf: Der globale  Umbruch der Welt geht auch an unserer Ausgleichsfläche nicht spurlos vorbei ...

Und noch einmal ein Wiesengrashüpfer, dieselbe Art wie die beiden "Turteltauben" etwas früher. Was auffällt, der hier ist grasgrün, die beiden oben waren ziemlich braun. "Es ist typisch für Grashüpfer, dass sie unterschiedliche Färbungen aufweisen können. Am leichtesten fällt die Unterscheidung der Arten nach ihrem Gesang," sagt der Experte und lächelt milde. Da werden wir noch etwas üben müssen...

 Und am Ende noch die Einschätzung des Biologen zur Ausgleichsfläche? Sie sei sehr "schön" und "gut entwickelt", so etwas gäbe es "selten" in Rheinhessen. Er schätzt, dass hier 30 Falterarten, 20 Heuschreckenarten und vieles andere lebt. Über das Jahr, bei seinen Besuchen, hat er seltene Arten gesehen, wie das Esparsetten-Widderchen, das auf der "Roten Liste" steht.

Obwohl es spät im Jahr ist und der Höhepunkt des Insektenlebens schon vorbei ist, spürt man, dass die Fläche "Am Wingertsweg" ein  HotSpot der Artenvielfalt in der Region ist, dass mehr dieser Flächen bei dem anhaltendem Bauboom und der damit einhergehenden Bodenversiegelung nötig sind.

Für den intensiven Blick in die Natur bedanken sich die Teilnehmer bei Ralf Thiele - vielleicht gibt es ja nochmal die Möglichkeit im nächsten Jahr, vielleicht sind Sie dann auch dabei.

 

Anfang September 2018

 Es blüht immer noch das eine oder andere, hier ist es ein "Natternkopf", den es noch nicht so lange auf der Fläche gibt.

Wunderbare Blüten ...

 

... und eine Freude für die späte Insektenwelt.

Es sind noch jede Menge Bläulinge unterwegs...

An einem ehemaligen Mauseloch ist viel los, die Wespen haben sich dort eingerichtet. Und wenn man genau hinschaut ...

... sieht man, dass viele der Insekten kleine Erdklümpchen wegfliegen, den Aushub des Nestausbaus?

Die Mehlbeere, die unten am wasserreicheren Hang steht, und wie ihre darbende Schwester weiter oben immer gegossen wurde, blüht sogar noch mal.

Die Mehlbeere oben am Hang sieht von der Krone her traurig aus, aber wenn man genau hinschaut ...

... kommen zum ersten mal seit Wochen kleine Blättchen an einer Astspitze, ein kleine "V" als Victoryzeichen.

Von den großen Bäumen, die zunächst nicht gegossen wurden, leidet die Sommerlinde.

 Und ein Nussbaum ganz oben am Hang, der über Wochen nur kleine Stressanzeichen zeigte, wird innerhalb weniger Tage weitgehend gelb.

 

23. September 2018

 Zum ersten mal seit Monaten ist Regen angesagt. Am Vormittag wird der Himmel dunkel und es ist stürmisch. Noch regnet es nicht.

Am Nachmittg geht es dann los, das Dorf ist von der Ausgleichsfläche aus nur noch schemenhaft zu erkennen.

Innerhalb von einer halben Stunde regnet es über 10 Liter/qm; mit kleinen Schauern vom Vortag kommt die Gesamtregenmenge auf circa 15 Liter/qm. Schon einiges, aber immer noch viel zuwenig.

In Klein-Winternheim ist es stark böig, in Nieder-Olm werden durch tornadoähnliche Winde Dächer abgerissen. 

 

24. September 2018

 Am  Tag danach scheint die Sonne wieder und das Leben auf der Ausgleichsfläche ist so bunt wie vorher. Von oben schaut eine Mäusebussard auf das Treiben.

 

 

 

Während der monatelangen Trockenheit haben viele Bäume trotz des aufwändigen Wässerns sehr gelitten.

Herbstfarben schon vor der Zeit. Wir sind gespannt, ob alle Bäume im kommenden Frühlung gut kommen werden ...

 

25. Oktober  2018

Eine Vorankündigung: Vor  10 Jahren wurde die Ausgleichsfläche AM WINGERTSWEG bepflanzt. Grund genug für den Agenda-Fotografen Bodo Witzke, sein Fotoarchiv zu öffnen und in einem  Fotovortrag im Rahmen der "guten Stube" der Landfrauen von den spannenden  Entwicklungen zu erzählen. Am 7. November wird es so weit sein.

 

7. November 2018

Vor ganz genau 10 Jahren wurde die Ausgleichfläche "Am Wingertsweg" von Mitgliedern der Lokalen Agenda und vielen, vielen Freiwilligen  mit regionaltypischen Büschen und Bäumen bepflanzt. In dem Fotovortrag "Die kleine Wildnis von nebenan" schildert der Agenda Fotograf Bodo Witzke im Rahmen der "GutenStube" der Klein-Winternheimer Landfrauen im "Lebendigen Museum" des Ortes die Entwicklung vom ehemaligen Rübenacker zum wertvollen Biotop. Alle Artikel und Informationen zum Zehnjährigen der Ausgleichsfläche finden Sie hier.

                                                                                            Veranstaltungsfotos: Rokarth Piontek

17. November 2018

Der Herbst schreitet voran, leider hat es nicht fristgerecht geklappt, die Wiese zu mähen und das Gemähte dann abzutransportieren. Mitte September wäre der ideale Termin gewesen.

Die Wiese verliert ihre Buntheit, aber ein paar kräftige Farben sind immer noch zu finden.

Und neben den großen Steinen blüht immer noch unverwegen der Natternkopf.

Der kleine Echsenzaun ist auch noch da. Die Echsen sind schon einige Zeit im Winterschlaf. Der Zaun, der verhindern sollte, dass die vom neuen Baugebiet umgesiedelten Zauneidechsen dorthin zurückgehen, wird in den kommenden Tagen abgebaut. Er hat seine Funktion erfüllt, die Echsen haben sich an ihre neue Umgebung gewöhnt.

Die Fläche bereitet sich auf den Winter vor.

2. Dezember 2018

Nur wenige Tage später ist der Echsenzaun verschwunden. Einige Streifen um die Echsenhügel sind von den betreuenden Biologen gemäht worden - so mögen es die Tiere.

6. Dezember 2018

Und in dem Lokalanzeiger der AZ kommt noch ein Bericht über unseren Bericht zu "10 Jahren Ausgleichsfläche", gehalten im "Lebendigen Museum", wir freuen uns darüber.

10. Dezember 2018

Ein Doppelportrait der geschätzten Nachbarn der Ausgleichsfläche im stimmungsvollen Licht, fotografiert von Jörg von den Steinen.

12. Dezember 2018

... und dann zeigt der Winter zum ersten mal in diesem Jahr sein Gesicht.

27. Dezember 2018

... und dann wird es noch einmal richtig frostig.

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Zehn Jahre Ausgleichsfläche am Wingertsweg (2018)

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